Zusammengesetztes Mikroskop



Zusammengesetztes Mikroskop


Inventar Nr.: APK F 208
Bezeichnung: Zusammengesetztes Mikroskop
Künstler / Hersteller: Giuseppe Campani (1635 - 1715), Hersteller, Zuschreibung
Datierung: um 1675
Objektgruppe: Mikroskop (Optisches Instrument)
Geogr. Bezug: Rom
Material / Technik: Pappe, Holz, Messing, Glas, Leder, Gold(prägung)
Maße: z.Zt. eingestellt 36 cm (Höhe)
Mikroskop maximal 7 cm (Durchmesser)
Objektivlinse bikonvex 14 mm (Durchmesser)
Objektivlinse 3,3 mm (Dicke)
Objektivlinse 18 mm (Brennweite)
Feldlinse bikonvex 39,6 mm (Durchmesser)
Feldlinse 6,1 mm (Dicke)
Feldlinse 80,7 mm (Brennweite)
Okularlinse keine Messungen durchführbar (Objektmaß)


Katalogtext:
Neben den sogenannten Einfachen Mikroskopen und Screw-Barrel-Mikroskopen befinden sich in der Sammlung des Astronomisch-Physikalischen Kabinetts auch Zusammengesetzte Mikroskope. Sie bestehen aus mehreren ineinander verschiebbaren Röhren, in denen sich zwei, drei oder mehr Linsen befinden. Die Vorteile dieses Typs sind eine leichte Bedienbarkeit und aufgrund des Aufbaus der Linsen ein verhältnismäßig großes Gesichtsfeld. Das bedeutet, dass der Nutzer einen größeren Bereich des zu untersuchenden Präparates gleichzeitig sehen kann. Der Nachteil der zusammengesetzten Mikroskope ist die geringere Vergrößerung, die sie ermöglichen.

Das Mikroskop F 208 unterscheidet sich von anderen Zusammengesetzten Mikroskopen dadurch, dass der Tubus nicht an einer Stange angebracht ist, sondern auf drei Beinen steht. In der Frühzeit der Mikroskopenherstellung war diese Bauweise besonders bei französischen und italienischen Instrumentenbauern beliebt.

Es wurde lange vermutet, das Mikoskop sei vom berühmten italienischen Instrumentenhersteller Guiseppe Campani hergestellt und Landgraf Carl von Hessen-Kassel (1654-1730) hätte dieses Mikroskop gekauft, als er in Rom Campanis Werkstatt bei seiner Italienreise 1700 besuchte. Sein Begleiter Hofrat Johann Balthasar Klaute listete in der Reisebeschreibung "Diarium Italicum" mehrere Mikroskope in der Einkaufsliste auf, die aber nicht spezifisch genug ist, um das Mikroskop einwandfrei identifizieren zu können.
Jedoch ist die Objektivlinse des Mikroskops grünlich, die Okularlinsen gelblich und die Politur der Linsenoberflächen, sowie deren Formqualität entspricht nicht dem hohen Standart derer Campanis. Schon 1981 bezweifelte Dr. J. van Zuylen aufgrund seiner Vermessungen der Linsen die Provinienz Campanis.
In den älteren Inventaren sind in den Einträgen keine Hinweise auf den Hersteller Campani notiert, was jedoch bei anderen Sammlungsobjekten aus der Werkstatt Campanis der Fall ist.

Andererseits fehlen vielen Sammlungobjekten die Linsen ganz, oder teilweise, was durchaus mit den Kriegswirren des Siebenjährigen Kriegs und der Napolionischen Zeit zusammenhängen könnte. Im Inventar von 1816 sind über 40 optische Objekte, summarisch unter einer Nummer zusammengefasst, als "beschädigt" notiert. Somit könnten auch die Linsen des Mikroskops F 208 von Kasseler Optikern ergänzt worden sein, wie es bei einigen der Sammlungsstücke durch Linsensignaturen belegt ist. Es ist möglicherweise nur der noch erhaltene Tubus Campani zuzuschreiben, denn auch das Dreibein ist von schlechter Qualität, also eher eine spätere Ergänzung.

(B. Schirmeier, 2018 + F. Trier, 2025)



Literatur:
  • Bungarten, Gisela [Hrsg.]: Groß gedacht! Groß gemacht? Landgraf Carl in Hessen und Europa. Ausstellungskatalog. Kassel, Museumslandschaft Hessen Kassel. Petersberg 2018, S. 573-574, Abbildung S. 573, Kat.Nr. X.210.


Letzte Aktualisierung: 01.07.2025



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