Brennspiegel



Brennspiegel


Inventar Nr.: APK F 126
Bezeichnung: Brennspiegel
Künstler / Hersteller: unbekannt
Datierung: vor 1575
Objektgruppe: Hohlspiegel (Optisches Instrument)
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Metall: Eisen, Bronze; Holz: Nadelholz (Kreuzpodest);
Maße: 132 x 61 x 34 cm (Objektmaß)
126,5 cm Demontiertes Fußkreuz (Höhe)
Holzrahmen d. Spiegels 60 cm (Durchmesser)
Holzrahmen d. Spiegels max. 7,8 cm (Tiefe)
Holzrahmen d. Spiegels 8,1 cm (Breite)
Spiegel 43,3 cm (Durchmesser)
gerechneter Schleifradius ca. 600 mm (Radius)
300 mm (Brennweite)


Katalogtext:
Dieser vor 1575 entstandene Hohlspiegel stammt wahrscheinlich aus Frankreich. Er soll dem brühmten Humanisten und Philosophen Pierre de la Ramée (1515-1572, latinisiert: Petrus Ramus) gehört haben. Zu dieser Zeit waren Hohlspiegel dieser Größe noch sehr selten weil sie nur schwer herzustellen waren. De la Ramée wurde in der Bartolomäusnacht (23./24. August 1572) in Paris ermordet, seine Besitztümer geplündert.
Mit Hilfe des Mathematiker Friedrich Risner (um 1530-1580) konnte Landgraf Wilhelm IV. (1532-1592) den Spiegel 1575 in Paris ausfindig machen und erwerben lassen. Er kam noch im gleichen Jahr nach Kassel. Friedrich Risner, der aus Bad Hersfeld stammte, war der Nachfolger von de la Ramée als Professor für Mathematik am Collège Royal de France.

Der bronzene Spiegel hat wegen des relativ hohen Zinnanteils von 23 % eine weißliche Farbe und seine Oberfläche ist gut zu polieren. Trotz der im Laufe der Zeit entstandenen Gebrauchsspuren und der leichten Patina, ist ein Abbild noch erkennbar. 2025 ist diese Patina poliert worden, was zu einer deutlich verbesserten Abbildungsleistung geführt hat.

Im Umfang des hölzernen Rahmens sind mehrere Bohrungen zu sehen, von denen zwei sich gegenüberliegen. Daraus kann abgeleitet werden, dass der Spiegel, so wie bei Brennspiegeln üblich, einst in horizontaler Achse schwenkbar eingerichtet war, um ihn bei beliebigem Höhenstand der Sonne so einzurichten, dass die vom Spiegel reflektierten quasi parallelen Strahlen der Sonne sich im Brennpunkt vereinigten.

Die Vermutung das eiserne Gestell sei erst später in Kassel angefertigt worden, ist begründet durch den Vergleich der hohen handwerklichen Qualität des Rahmens mit der eher nachlässigen des Gestells. Der Arm diente zur Aufnahme von Lichtquellen (z.B. Kerzen). Somit könnte der Spiegel als Beleuchtungsspiegel genutzt worden sein, zumal die Tülle des Kerzenhalters in Höhe des Brennpunktes angebracht ist und deswegen die Lichtstrahlen der Kerze vom Spiegel parallel reflektiert wurden.

(B. Schirmeier, 2019 + F. Trier, 2025)



Literatur:
  • Optica. Optische Instrumente am Hof der Landgrafen von Hessen-Kassel. Petersberg 2011, S. 94-95, Abbildung S. 95.


Letzte Aktualisierung: 02.04.2025



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