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(ohne Abbildung)


Die Verstoßung der Hagar


Inventar Nr.: 1875/902
Bezeichnung: Die Verstoßung der Hagar
Künstler / Hersteller: Emanuel Johann Karl Wohlhaupter (1683 - 1756), Maler/in, Umkreis
Datierung: um 1750
Objektgruppe: Gemälde
Geogr. Bezug: Fulda
Material / Technik: Leinwand, doubliert
Maße: 30,5 x 39 cm (Bildmaß)
Provenienz:erworben 1816 im Zuge der Eingliederung Fuldas in das Kurfürstentum Hessen
Beschriftungen: u. Mitte rote Nr.: 2069; verso altes Klebeschild: N. I. Nro. 902


Katalogtext:
Die »Verstoßung der Hagar« berichtet ebenso wie die Opferung Isaaks (1875/903) von Abrahams unerschütterlichem Gehorsam und Glauben an Gott. Die kinderlose Sara führte ihrem Mann Abraham die ägyptische Sklavin Hagar zu, damit der erwartete Erbe geboren werde. Nachdem Sara in hohem Alter selbst einen Sohn namens Isaak gebar, zwang sie Abraham, Hagar und deren Sohn Ismael fortzuschicken (Gen 21, 14).
Der greise Abraham steht im Zentrum der Komposition, zwischen seinen beiden Frauen und Söhnen, in einem hellen, braunrötlichen Gewand. Aus dem Hof herausgetreten, blickt er mit nachdenklicher Miene ins Unbestimmte. Die erzwungene Verstoßung wird durch einen verhaltenen Zeigegestus Abrahams zum Ausdruck gebracht. Hagar, in strengem Profil nach links, hat sich bereits von Abraham abgewandt. Die Geste der linken Hand, mit der sie ein Tuch an ihr Auge drückt, gehört zum geläufigen ikonographischen Motivrepertoire dieser Abschiedsszene. Mit der Rechten hält sie die Hand ihres Sohnes Ismael fest, der zum Vater zurückblickt. Auf der gegenüberliegenden Seite, am Hauseingang, steht Sara mit gesenktem Haupt und hält Isaak an der Hand, der zu ihr aufschaut.
Die Darstellung ist durch die Bildtradition bestimmt. Die Verstoßung der Hagar wurde in Bibelillustrationen des 15. und 16. Jahrhunderts ausführlich geschildert und war auch bei Rembrandt und seinen Schülern eine häufig dargestellte Episode. Die vereinfachende Formensprache legt nahe, dass eine Stichvorlage aus einer illustrierten Bibel oder Bilderbibel verwendet wurde. Parallelen zeigen sich etwa zu einem Kupferstich nach Mathias Scheits, der unter anderen in einer Ausgabe der katholischen Moerentorfbibel 1714 in Antwerpen erschienen ist. Die hier verwendeten Bildmotive tauchen auch in Rembrandts Radierung der Szene von 1637 auf, wenngleich sie dort dichter zusammengedrängt und von stärkerer Dramatik sind.
(S. Heraeus, 2003)



Literatur:
  • Hamann, Richard: Hagars Abschied bei Rembrandt und im Rembrandt-Umkreise. In: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft 8/9 (1936), S. 471-578, S. 507.
  • Heraeus, Stefanie [Bearb.]; Eissenhauer, Michael [Hrsg.]: Spätbarock und Klassizismus. Bestandskatalog der Gemälde in den Staatlichen Museen Kassel. Kassel [u.a.] 2003, S. 356, Kat.Nr. 336.


Letzte Aktualisierung: 21.04.2020



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