Antonius berichtet Kleopatra von seinem Sieg über die Reiterei des Octavian, Skizze



Antonius berichtet Kleopatra von seinem Sieg über die Reiterei des Octavian, Skizze


Inventar Nr.: 1875/1619
Bezeichnung: Antonius berichtet Kleopatra von seinem Sieg über die Reiterei des Octavian, Skizze
Künstler / Hersteller: Johann Heinrich d. Ä. Tischbein (1722 - 1789), Maler/in
Datierung: um 1769
Objektgruppe: Gemälde
Geogr. Bezug: Kassel
Material / Technik: Leinwand
Maße: 32 x 23,6 cm (Bildmaß)
Provenienz:erworben 1974 von Dr. Konrad Strauss, München


Katalogtext:
Tischbein d. Ä. malte im Auftrag Landgraf Friedrichs II. zwischen 1767 und 1770 einen vierteiligen, großformatigen Kleopatra-Zyklus für Schloss Weißenstein, den Vorgängerbau des heutigen Schloss Wilhelmshöhe. Die vorliegende Ölskizze entstand im Zusammenhang mit dem letzten Gemälde der Serie, das Tischbein als Pendant zu dem ebenfalls in schmalem, hochrechteckigem Bildformat gehaltenen Gegenstück »Kleopatra bei der Toilette« konzipiert hatte. Beide Bilder wurden, ebenso wie die beiden anderen Gemälde des Kleopatra-Zyklus – »Antonius empfängt Kleopatra in Tarsus« und das »Gastmahl der Kleopatra« – im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und befinden sich im Depot der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen.
In einem Innenraum des Palastes, vor einem dunkelgrünen Vorhang mit einem Weihrauchgefäß im Vordergrund, sitzt Kleopatra in einem langen, hellen Gewand auf einem Sessel. Neben ihr steht Antonius, noch in seiner vollen, prächtigen Rüstung mit rotem Feldherrnmantel und goldverziertem Helm mit Federbusch, und berichtet der Königin von seinem Sieg über die Reiterei Octavians bei Alexandria. Während er mit der Rechten die Hand der Königin liebevoll umfasst, weist er mit dem linken ausgestreckten Arm, in dessen Richtung Kleopatra blickt, in die Ferne, die sich hinter dem Rundbogenfenster auftut. In der Ölskizze sind dort nicht, wie im ausgeführten Gemälde, Soldaten und Spuren des Gefechts zu sehen. Hier hat Tischbein lediglich einen leicht bewölkten Himmel und eine Landschaft durch einige wenige, grob gesetzte Pinselstriche angedeutet.
Während Tischbein die Figuren sorgfältig ausgearbeitet und ihre Kleidung und Rüstung ebenso wie ihren Schmuck detailliert wiedergegeben hat, zeigt er sich bei der Gestaltung der Architektur unschlüssig. Der Innenraum mit dem zweistufigen, runden Podest und dem Rundbogenfenster ist nur flüchtig skizziert. Ursprünglich hatte Tischbein einen Torbogen gemalt, den er zunächst auch weiter links angesetzt, später aber durch einen breiten, senkrechten Pinselstrich verschmälert und in der Waagerechten zu einem Fenster verkleinert hat. Im ausgeführten Gemälde machte er diese Veränderungen wieder rückgängig. Auch ordnete er die Figuren im Vergleich zur Skizze seitenverkehrt an mit Kleopatra am rechten Bildrand, so dass, der gewohnten Leserichtung entsprechend, dem zeitlich vor der Begegnung stattgefundenen Reitergefecht mehr Raum eingeräumt wird. Den bereits in der Ölskizze angelegten Komplementärkontrast in Rot-Grün, die Weißtöne von Kleopatras Kleidung und den Sessel hat Tischbein in der Gemäldeversion übernommen.
Neben der Ölskizze und der großformatigen Gemäldefassung sind zwei weitere Gemäldeversionen der Szene bekannt, in denen Tischbein die Figuren recht ähnlich, den Bildhintergrund aber etwas verändert gestaltet hat. In dem etwa zur gleichen Zeit entstandenen Gemälde in Boston (Busch Reisinger Museum), das dasselbe Format wie die Ölskizze aufweist, ist die Komposition spiegelbildlich aufgebaut und Kleopatra vor einer Säule wiedergegeben. Dieser Version folgt das mit 1773 bezeichnete, im Format etwas größere Gemälde im Warschauer Nationalmuseum.
(S. Heraeus, 2003)



Literatur:
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Versuch eines Verzeichnisses der kurfürstlich hessischen Gemälde-Sammlung. Kassel 1819, S. 126, Kat.Nr. 797.
  • Marianne Heinz [Bearb.]; Erich Herzog [Bearb.+ Hrsg.]: Johann Heinrich Tischbein d. Ä. (1722 - 1789), Kassel trifft sich - Kassel erinnert sich in der Stadtsparkasse Kassel. Kassel 1989, S. 169, Kat.Nr. 41.
  • Tiegel-Hertfelder, Petra: "Historie war sein Fach". Mythologie und Geschichte im Werk Johann Heinrich Tischbeins d. Ä. (1722-1789). Worms 1996, S. 137-140, 337, 332, 337, 345, Kat.Nr. G 44.
  • Heraeus, Stefanie [Bearb.]; Eissenhauer, Michael [Hrsg.]: Spätbarock und Klassizismus. Bestandskatalog der Gemälde in den Staatlichen Museen Kassel. Kassel [u.a.] 2003, S. 234-235, Kat.Nr. 201.


Letzte Aktualisierung: 05.08.2021



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