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Der Marquis Louis d’Estampes bei der Belagerung Kassels im Siebenjährigen Krieg



Der Marquis Louis d’Estampes bei der Belagerung Kassels im Siebenjährigen Krieg


Inventar Nr.: LM 1940/489
Bezeichnung: Der Marquis Louis d’Estampes bei der Belagerung Kassels im Siebenjährigen Krieg
Künstler / Hersteller: Jean Jacques François Lebarbier (1738 - 1826), Maler/in
Dargestellt: Louis Marquis d' Estampes (1734 - 1815), Dargestellt
Datierung: 1778
Objektgruppe: Gemälde
Geogr. Bezug: Paris
Material / Technik: Leinwand, doubliert
Maße: 81 x 64,5 cm (Bildmaß)
92 x 76,5 x 6,5 cm ;7cm mit ZR u. Aufh. (Objektmaß)
Provenienz:erworben 1940 aus dem Nachlass von Alexander Fiorino, Kassel
Beschriftungen: Signatur: bez. u.r.: Le Barbier Pinxit 1778
verso: Louis Mis D´Estampes né en 1734


Katalogtext:
Die Szene spielt im Siebenjährigen Krieg, als Kassel im Juli 1757 von den Franzosen besetzt wurde. Marquis Louis d’Estampes (1734-1815) dürfte das repräsentative Porträt nach seiner Rückkehr in Paris zur Glorifizierung seiner militärischen Karriere bei Lebarbier in Auftrag gegeben haben.
Der Marquis hat sich auf einem Grashügel niedergelassen und studiert einen Umgebungsplan von Kassel, als ihm eine Depesche überbracht wird. Ausgezeichnet mit dem Ritterkreuz des französischen Militärordens St. Ludwig, trägt er die Uniform der »Grenadiers de France«, den dunkelblauen Waffenrock mit silbernen Aufschlägen, rotem Revers und Kragen, dunkelblauer Weste und gleichfarbigen Beinkleidern. Das Regiment der »Grenadiers de France« war 1757 nach Deutschland verlegt worden, der Ludwig-Orden wurde Offizieren verliehen, die zehn Jahre in der französischen Armee gedient hatten. D’Estampes hat sein leichtes Offiziersgewehr, die Pelzmütze und die rote Patronentasche mit der französischen Krone und den drei bourbonischen Lilien abgelegt. Die linke Hand, in der er einen Abstandmesser hält, stützt er auf die ausgerollte Karte, die mit »Cassel« bezeichnet ist und die Befestigung der Residenzstadt, die Karlsaue und den Verlauf der Fulda zeigt. Die Geste der rechten bezieht sich auf den herantretenden Soldaten, der ihm den Briefumschlag übergibt mit der Aufschrift »G.diers De france/ordre du 6 juilliet 1757/L Mis D’Estampes«. Der Bote trägt die Uniform der französischen Linieninfanteristen, den hellen Rock, die dunklen Beinkleider und den schwarzen Zweispitz mit der weißen Feder. Über seiner Schulter hängt die schwarze Patronentasche und in der Linken hält er ein Gewehr mit aufgestecktem Bajonett.
Im Mittelgrund stehen vier »Grenadiers de France« dicht beieinander. Links von ihnen sind weitere französische Soldaten zu sehen, die mit Kanonen eine Festung beschießen. Die gewaltsame Einnahme der Stadt Kassel ist ebenso wie die Festung, die an die Pariser Bastille erinnert, und die weitläufige Landschaft mit der Hügelkette am Horizont eine Erfindung. Tatsächlich unterwarf sich die Residenzstadt freiwillig den Franzosen und öffnete Mitte Juli die Stadttore für die Eindringlinge. Welche Rolle Marquis d’Estampes bei der Belagerung gespielt hat, ist nicht bekannt. In der einschlägigen »Geschichte des Krieges« von Renouard wird er nicht erwähnt.
(S. Heraeus, 2003)



Literatur:
  • Renouard, Carl: Geschichte des Krieges in Hannover, Hessen und Westfalen von 1757 bis 1763 [...]. Kassel 1863-1864, S. 248-256 (Bd. 1).
  • Die Kasseler Sammlung Alexander Fiorino. Katalog zur Ausstellung in der Neuen Galerie 12. Juni - 11. September 1994. Kassel 1994, S. 123 f, Kat.Nr. 40.
  • Heraeus, Stefanie [Bearb.]; Eissenhauer, Michael [Hrsg.]: Spätbarock und Klassizismus. Bestandskatalog der Gemälde in den Staatlichen Museen Kassel. Kassel [u.a.] 2003, S. 116-117, Kat.Nr. 96.


Letzte Aktualisierung: 14.08.2023



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