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Porträtmedaillon des Landgrafen Carl auf einem Postament



Porträtmedaillon des Landgrafen Carl auf einem Postament


Inventar Nr.: KP B II.357
Bezeichnung: Porträtmedaillon des Landgrafen Carl auf einem Postament
Künstler / Hersteller: Meister I. D. G., Elfenbeinmedaillon
Datierung: 1725, Portraitmedallion; nach 1725, Sockel und Fassung
Objektgruppe: Skulptur / Plastik, Relief
Geogr. Bezug: Kassel (?), Augsburg (?)
Material / Technik: Elfenbein, geschnitzt, z. T. grün gefärbt; Holz; Silber, vergoldet; Schmucksteine, Bergkristall; Koralle; Muschel; Schildpatt
Maße: 16,6 cm (Höhe)
Sockel 8 cm (Breite)
Sockel 8,1 cm (Tiefe)
Beschriftungen: Signatur: I. D. G. 1725


Katalogtext:
Die Physiognomie und körperliche Gestalt der hessischen Landgrafen ist seit dem 16. Jahrhundert durch zahlreiche Bildnisse überliefert. Neben gemalten oder plastischen Porträts spielten vor allem frühe „Massenmedien“ wie Münzen oder Medaillen eine Rolle bei der Verbreitung der fürstlichen Konterfeis. Die Profilbildnisse auf Geldstücken oder Medaillen prägten bestimmte Bildnistypen, die auch andere Werke der Kleinkunst beeinflussten.
Die ovalen Elfenbeinmedaillons mit den Porträts des Landgrafen Carl und seiner Gemahlin Maria Amalie von Kurland, die auf prächtige, mit Schildpatt verkleidete und mit Schmucksteinen besetzte Miniaturpostamente montiert sind, dürften auf solche Porträttypen zurückgehen und scheinen mit Medaillen der Kasseler Münzstätte in Verbindung zu stehen. Das Porträt des Landgrafen ist auf der Rückseite mit den Buchstaben „I.D.G.“ monogrammiert und auf das Jahr 1725 datiert. Carl war damals knapp 70 Jahre alt und seine Gemahlin bereits seit 14 Jahren verstorben. Beide Bildnisse zeigen die Dargestellten jedoch im mittleren Alter, weshalb der nicht näher bekannte Meister „I.D.G.“ auf ältere Vorlagen zurückgegriffen haben muss.
Für das Medaillon der Maria Amalie kommt als Vorlage nur die Sterbemedaille in Betracht, die der Kasseler Medailleur Pomponius E. Köhler (oder Kohler) im Todesjahr 1711 geschaffen hatte und auf der auch die hier abgebildete Medaille beruht. Das Profilbildnis zeigt die Landgräfin mit hochgestecktem, von Perlschnüren durchwirktem Haar. Einzelne Locken haben sich aus ihrer Frisur gelöst, fallen locker auf die Schulter und umspielen das tiefe Dekolleté, das von der Spitzenborte des Kleides umsäumt wird. Dieser Bildnistyp liegt mit Veränderungen im Gesichtsvolumen und in der Ausgestaltung von Kleidung und Frisur allen späteren Profilbildnissen zugrunde, so auch dem hier vorgestellten Elfenbeinmedaillon. Der Meister „I.D.G“ folgte der Medaille allerdings nicht genau, sondern interpretierte die Verstorbene durch fülligere Gesichtszüge auf seine Weise neu.
Ähnlich liegt der Fall beim Porträt des Landgrafen Carl, der mit gelocktem Haar und einer über der Stirn aufgeworfenen Tolle sowie in Brustharnisch und Mantel wiedergegeben wird. Auch für dieses Porträt könnten Medaillen Köhlers aus den Jahren 1711 und 1714 als Vorlage gedient haben, wie die prägnante Form der Nase sowie die Lippen- und Kinnpartie im Medaillon und in der um 1711 entstandenen Medaille nahelegen.
Möglicherweise verwendete der Meister „I.D.G“ für seine Elfenbeinporträts daher leicht zugängliche und überdies vom Landgrafen autorisierte Vorlagen. Er muss demnach nicht unbedingt am Kasseler Hof tätig gewesen sein, sondern könnte die Werke auch andernorts gefertigt haben. Darauf deuten auch die prachtvollen Miniaturpostamente hin, die ähnlich an anderen Kunstwerken wiederkehren und möglicherweise in Augsburg, dem damals produktivsten Zentrum der Luxusgüterherstellung, gefertigt wurden. Postamente und Medaillons könnten zusammen entstanden, aber auch erst nachträglich zu dem Kunstwerk kombiniert worden sein, das wir heute vor uns sehen.
(10/2016, Antje Scherner)



Literatur:
  • Scherner, Antje [Bearb.]; Cossalter-Dallmann Stefanie [Bearb.]: Aus der Schatzkammer der Geschichte. Vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Petersberg 2016, S. 94, Kat.Nr. 38.
  • Bungarten, Gisela (Hrsg.): Groß gedacht! Groß gemacht? Landgraf Carl in Hessen und Europa. Ausstellungskatalog. Kassel, Museumslandschaft Hessen Kassel. Petersberg 2018, S. 136-137, Kat.Nr. II.7.

Siehe auch:


  1. KP B II.358: Porträtmedaillon der Landgräfin Maria Amalie auf einem Postament


Letzte Aktualisierung: 02.05.2023



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