|<<   <<<<   10 / 35   >>>>   >>|

Elfenbeinmedaillon mit Porträtbüste einer Dame



Elfenbeinmedaillon mit Porträtbüste einer Dame


Inventar Nr.: KP B VI/II.262 (KP E 30)
Bezeichnung: Elfenbeinmedaillon mit Porträtbüste einer Dame
Künstler / Hersteller: Jean Cavalier (1650 - 1699)
Datierung: um 1687/1688
Objektgruppe: Skulptur / Plastik, Relief
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Elfenbein, gedrechselt, geschnitzt, geschabt und poliert. Schab- und Kratzspuren auf der Rückseite
Maße: 61,9 mm (Höhe)
63,3 mm (Breite)
Medaillondicke am Rand 3,9 mm (Dicke)
Maximale Medaillondicke 6,1 mm (Dicke)
23,2 g (Gewicht)


Katalogtext:
Die unbekannte Dargestellte wird durch ihren aufwändigen Haarschmuck als Fürstin oder Prinzessin charakterisiert. Über der Stirn toupierte Locken und der mit auffälligen Perlenschnüren durchzogene Chignon am Hinterkopf sowie der Perlenohrring weisen die junge Frau als Mitglied des Adels aus. Sie trägt ein dekolletiertes Kleid mit Unterkleid, an dem ein feiner Umhang mit einer Perlschließe befestigt ist.
Der kantig profiierte Rand und die graphische Auffassung des Porträts sprechen für eine Entstehungszeit um 1687/1688. Interessant an diesem Medaillon ist die Rückseite, die ebenfalls einen profilierten Rand aufweist. Möglicherweise war das Medaillon für eine doppelseitige Verwendung vorbereitet und hätte auf der Rückseite ein zweites Porträt aufnehmen sollen. Eine Notiz in den Unterlagen der MHK besagt: "auf der Rückseite Bleistiftskizze einer Urne", wobei nicht auszuschließen ist, dass hier ein Lese- oder Interpretationsfehler vorliegt. Heute ist diese Zeichnung nicht mehr vorhanden.
Mit einem Rand versehene, ansonsten aber unbearbeitete Rückseiten gibt es bei weiteren Medaillons von Cavalier, so bei einem undatierten Damenbildnis (mglw. Ernestine Barbara von Khevenhüller (Montecuccoli), Hannover, Museum August Kestner, Inv. Nr. XXIX 23) und dem Bildnis einer Unbekannten (Berlin, Bodemuseum, Inv. Nr. 717), das Cavalier auf der unbearbeiteten Seite signierte und 1687 datierte. Auch der Bleiabguss nach einem möglicherweise von Cavalier geschaffenen Medaillon, das Johann Hugo von Orsbeck, als Johann VIII. Erzbischof von Trier, darstellt (Berliner Münzkabinett, Objektnr. 18276998), weist dieses Charakteristikum auf. Die Beispiele könnten darauf hindeuten, dass Cavalier für eine doppelseitige Bearbeitung vorbereitete Elfenbeinrohlinge mit sich führte und sie nach Bedarf auch einseitig beschnitzte.
In den Jahren um 1687/88 schuf Cavalier mehrere doppelseitige Medaillons. In der Kasseler Sammlung haben sich vier Exemplare erhalten, von denen drei 1688 datiert sind. Weitere Beispiele befinden sich im Münzkabinett zu Berlin (Objekt-Nr. 18257938, dat. 1687), in Hannover (Museum August Kestner, Inv. Nr. WM XXIX 3, dat. 1688) und München (Bayerisches Nationalmuseum, Inv. Nr. R. 4895, wohl 1687). Siehe zu dieser Problematik auch den Text zu KP B VI/II.84).
(14.01.2021 Antje Scherner)



Literatur:
  • Stuttmann, Ferdinand: Ein Beitrag zum Werke Jean Cavaliers. In: Blätter für Münzfreunde Bd. 67 (1932), S. 411-412, S. 412, Kat.Nr. 5.
  • Theuerkauff, Christian: Die Bildwerke in Elfenbein des 16.-19. Jahrhunderts. Berlin 1986, S. 43-45, Kat.Nr. 3.


Letzte Aktualisierung: 27.04.2021



© Hessen Kassel Heritage 2024
Datenschutzhinweis | Impressum